Sambia

02.01.2014

Regen beim Zeltabbau und ein verspätetes Taxi – es gibt schönere Arten in den Tag zu starten. Dafür mussten wir nicht über die Grenze laufen, hier konnte uns das Taxi die simbabwische Seite hinaus bis zum Schild „Willkommen in Sambia“ fahren. Die Straße dazwischen führt über die Staumauer des Kariba-See – ein imposantes Bauwerk, insbesondere wenn man an die vielen hundert Quadratkilometer Wasserfläche denkt, die sie aufstaut. Im Büro bekamen wir problemlos für zusammen $ 100 unser Visum für Land #4. Damit wir nicht im Regen stehen/laufen müssen, bot uns eine sambische Familie an, uns auf ihrem Pickup die 250 km mit nach Lusaka zu nehmen, die Hauptstadt Sambias.

 

Dort angekommen standen wir mit einem Taxi eine Stunde im Stau der all-mittäglichen Rush-Hour. Am Busbahnhof angekommen freuten wir uns zunächst über einen augenscheinlich schon recht gut gefüllten Bus. Dennoch dauerte es noch gut zwei Stunden bis wirklich der letzte Platz besetzt war – Abfahrtzeiten dienen hier höchstens zur Kundengewinnung oder allgemeinen Belustigung, gefahren wird, wenn der Bus bis zum letzten Sitzplatz gefüllt ist. Wir haben es aber noch gut getroffen. Ein deutsch-österreichisches Pärchen wartete insgesamt über vier Stunden in diesem Bus, bevor wir auf unsere achtstündige Reise aufbrachen. Aber es war eine angenehme Fahrt, mit Einbruch der Nacht fuhr der Bus auch wirklich mit einem der Straße angemessenen Tempo. Dazu gab’s im Bordfernsehen „Die Mumie I“ und „Die Mumie II“ – nur schade dass wir keine Horrorfilme mögen. Als hervorzuhebenden Service ließ uns der Conducteur punktgenau vor der Tiko-Lodge / Tikondane Community Center aussteigen, wo uns der Nachtwächter empfing und wir glücklich nach einem langen Tag in unserem Doppelzimmer ankamen!

03.01.2014

Ein entspannter und interessanter Tag im ländlichen Osten Sambias! Elke, die deutsch-australische Mit-Gründerin des Centers zeigte uns die Einrichtungen und die landwirtschaftlichen Flächen von Tikondane. Nach einem Besuch auf dem  2 km entfernten Markt gaben wir zwei neue Kleidungsstücke bei einer Schneiderin in Auftrag.

Tiko_Tailor_01

Nachmittags führte uns Elke durch ihre alte Arbeitsstätte, die sie in dieses Land geführt hat – das St. Francis Mission Hospital. Neben Augenklinik, Chirugie, Innerer Medizin, Zahnklinik, Physiotherapie,Gynäkologie, HIV – Ambulanz und Apotheke gibt es auf der Pädiatrie sogar Inkubatoren, wo wir 1250 g leichte Zwillinge samt stolzer Mutter kennenlernten. Insgesamt macht das Haus einen deutlich besseren Eindruck, als dass was Tanja in Uganda kennengelernt hat – alle Patienten hatten Betten und ein Moskitonetz und alles grundlegende medizinische Verbrauchsmaterial schien vorrätig zu sein.

04.01.2014

Jetzt sind wir wirklich in einer anderen Welt angekommen. Mit einem Ochsenkarren ging es vom Tikondane Community Center aus in ein Dorf mitten in der Pampa. Elke, die selbst seit 20 Jahren hier wohnt sagt die Menschen hier leben im Mittelalter – sie sollte Recht behalten. Nach knapp 30 min auf dem Ochsenkarren erreichten wir nachmittags ein Dorf mit Strohgedeckten Lehm- und Ziegelhütten. Benson, den wir schon am Vortag im Tiko Center kennen gelernt hatten empfing uns freudig und führte uns durch sein Dorf, stellte uns der Schwester vom Chief vor und erklärte uns einiges über die Lebensweise der Menschen hier. Es gibt keine Elektrizität, von den zwei Wasserpumpen ist eine trocken gelaufen und nur noch tiefe Pumpe bringt das lebenswichtige Wasser für dieses Dorf und die Nachbardörfer. Nach kurzer Zeit sind wir umringt von einer Schar kleiner Kinder. Jeder will unsere Hand halten und es bricht fast Streit aus wer zuerst neben den „Muzungu“ (so wird man hier als Weißer genannt) laufen darf. Gerade haben die Menschen hier sehr wenig zu essen, einige Kinder haben Hungerbäuche – ein Zeichen mangelnder Eiweißzufuhr. Das gibt diesem Ausflug einen komischen Beigeschmack, insbesondere als wir mit allerlei Gemüse und Köstlichkeiten bekocht werden – doch letztlich bringt diese Tour Geld in das Dorf, sie ist eine der Maßnahmen um Einkommen zu generieren. Der Kinder werden jedoch für ihren Auftritt als Chor in Keksen und anderen Süßigkeiten ausbezahlt. Nach dem Gesang der Kinder werden wir in eine separate Hütte geführt. Hier haben sich die Frauen für ihren Tanz vorbereitet, den sie lernen müssen um zur erwachsenen, geschlechtsreifen Frau zu werden. Um dies und andere Dinge zu erlernen, die man wissen muss um eine gute Ehefrau zu sein, müssen die Mädchen 1 bis 2 Monate in einer Hütte verbringen und üben. Danach wir einmal wöchentlich dieser Tanz praktiziert. Als Zuschauer sind eigentlich nur Frauen erlaubt. Aber da Muzungus in den Traditionen nicht existieren und beispielsweise auch nicht von bösen Geistern heimgesucht werden können, dürfen wie als Muzungu unabhängig vom Geschlecht der Zeremonie als stille Mäuschen in der engen Hütte beiwohnen. Schwarze Männer dürfen diesen Tanz nicht sehen. Mit Trommeln und Gesang begleitet tanzt sich eine nach der anderen Frau in eine Art Trance. Im Anschluss an diese ca. einstündige Prozedur sind wir bei Benson und seiner Familie zum Abendessen. Sieben verschiedene vegetarische Köstlichkeiten stehen auf dem Tisch: verschiedene Bohnen, Reis, Ananas, Kartoffeln, eine Art Spinat, und natürlich auch der dicke Brei aus Maismehl der auch hier das Grundnahrungsmittel darstellt und nshima genannt wird. Immerhin können wir ein guten Gewissen haben dass bei dieser Menge an Essen zumindest Bensons Familie heute keinen Hunger leiden muss. Nach dem Essen werden wir an einen speziellen Ort unter einem großen Baum gebracht wo der berühmte Geistertanz für uns zelebriert wird. Zahlreiche Trommeln stimmen alle in den gleichen Rhythmus, das halbe Dorf hat sich zu Gesang und Tanz versammelt. Sechs Männer haben aus Stoff und trockenen Pflanzenteilen gebastelte Masken und geschmückte Kleidung an. Mit wildem Tanz und Geschrei werden diese Geister immer wieder vertrieben. Ein sehr beeindruckendes Spektakel bei dem uns bewusst wird wie tief der Glaube an Geister und Ahnen hier tatsächlich noch verwurzelt ist. Gegen Mitternacht erreichen wir beeindruckt wieder die Tiko Lodge. Die Fahrt auf dem Ochsenkarren bot eine tolle Möglichkeit zum Sterne schauen, denn hier gibt es kaum störende Straßenbeleuchtung.