Uganda

Fortsetzung 13.02.2014

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu – die letzte Grenze, das letzte Mal $ 50 Eintritt, das letzte Mal Geldwechseln und neue SIM-Karte kaufen – Willkommen in Uganda! Nach unserer Reise 2011 sind wir zum zweiten Mal in der Perle Afrikas!

Mit einem Taxi fahren wir die wenige Kilometer von der Grenze in die Stadt Kisoro. Für uns fühlt sich Uganda gleich wieder ganz anders an, etwas vertraut und das reisen wir wird uns einfacher gemacht: Wir sind nun zwar in Uganda, aber immer noch in den Virungas und so wollen wir auch hier einen Vulkan besteigen, diesmal den Sabinyo. Auch hier ist die Besteigung nur mit der Nationalpark-Verwaltung (UWA – Uganda Wildlife Authority) möglich. Doch auf dieser Seite der Grenze ist man einfach eher auf Reisende wie uns (kein Touranbieter, kein eigenes Fahrzeug, begrenztes Budget) eingestellt: die UWA betreibt ein Büro im Stadtzentrum von Kisoro, durch dass man sich schon vorher anmelden kann und so viele Fragen im Vorfeld geklärt werden. Und statt eines sündhaft teuren Taxis organisiert man uns hier einfach drei Motorräder (die hier Boda-Boda heißen), die uns in den Park hineinfahren.

Leider (vielleicht auch zum Glück) haben wir den Absatz in unserem Reiseführer über die Anfahrt zum Mgahinga Nationalpark, dem ugandischen Teil der Virungas, nicht vorher gelesen: wenn man mit dem Motorrad fährt, ist es günstig, doch man soll ich auf einen sehr rauen Ritt gefasst machen… Das war er auch! Afrikanische Massage auf dem Motorrad – die schwarze Vulkanerde ist zwar sehr fruchtbar, aber im Gegensatz zur sonst ubiquitären roten Erde absolut ungeeignet für die Anlage von Pisten/Feldwegen – oft bleiben nur blanke Felsbrocken und braun-schwarze Staub ist schlimmer als der rote. Das “erfuhr” insbesondere Tanja, da Air Force 1 leider etwas langsam war und so als letztes Gefährt unseres Konvois permanent in einer Staubwolke unterwegs war…

 Im Park gibt es eine einfache, von der Dorfgemeinschaft verwaltete Unterkunft mit Camping-Möglichkeit – wir reparieren unser Gestänge und genießen seit langem wieder eine Nacht im eigenen Zelt.

14.02.2014

Am nächsten Morgen geht es auf den Sabinyo – 10 h werden wir für Auf- und Abstieg die über gut 1.300 Höhenmeter brauchen. Die Wanderung ist hier auch etwas persönlicher, wir wandern allein, nur mit einem Bergführer und einem bewaffneten Ranger. So erreichen wir zu viert den berühmten Gipfel, der gleichzeitig zu Uganda, Ruanda und der Demokratischen Republik Kongo gehört.

15.02.2014

Um nach den Bergen wieder etwas zu entspannen, verbringen wir einen Tag am Mutanda See, nicht weit vom Mgahinga Nationalpark. Wir werden vom Boda-Boda Trio abgeholt, dass uns zwei Tage zuvor auch dort abgesetzt hat. Eine kleine Verzögerung gab es, als der Maschine mit unserem Gepäck der Sprit ausging. Aber nach ein paar Minuten war eine leere Plastikflasche aufgetrieben, mit der etwas Benzin von Nikolas’ Maschine abgelassen und umgefüllt werden konnte. Und ausreichend Kinder zum zuschauen und mit-anschieben sind ja zum Glück überall vorhanden… Am See übten wir uns in Geduld (2,5 Stunden für Pommes mit Guacamole zum Mittagessen – Kartoffeln, Öl, Avocado und Zwiebeln mussten noch kurz – vermutlich zu Fuss – in der Stadt gekauft werden) und Einbaum paddeln.

16.02.2014

Weiter geht’s zu unserem letzten Stopp vor Kampala: Mbarara, der drittgrößten Stadt Ugandas, wo wir 2011 fünf Wochen gewohnt haben. Unfassbar pünktlich steht um punkt 06:30 ein letztes Mal unser Boda-Boda Trio bereit, um uns zum Überlandbus zu fahren.

Nach knapp 5 Stunden erreichen Mbarara. Wir sind zurück! Doch vieles hat sich verändert: die Stadt wächst in alle Richtungen, es gibt neue Geschäfte und einen riesigen Supermarkt mit Vollsortiment – afrikansiche Lebensmittel, italienische Pasta und Pesto, alle Arten von Käse zu exorbitanten Preisen, hunderte Sorten von Joghurt, Spirituosen, Weinen und eine Vielzahl kleiner alltäglicher Alltagsprodukte – unser ugandischer Alltag in Mbarara sähe dadurch heute ganz anders aus, als noch vor drei Jahren…

Doch einige Dinge haben sich nicht verändert. Wir bekommen das gleiche leckere Essen in unserem alten Stammlokal und es ist immer noch die Firma Swift Safaris die den zuverlässigsten Busservice nach Kampala anbietet. Auch an der Raststätte gut 100 km vor Kampala herrscht immer noch das gleiche rege Verkaufstreiben. Und auch hier herrscht Ordnung: verkaufen darf nur, wer einen weißen oder blauen Kitteln anhat.

Mabarara_01

17. – 19.02.2014

Kampala – wir haben es geschafft!!! Vor zweieinhalb Monaten sind wir in Lesotho gestartet, heute sind wir in unserem “first african home” – unserem afrikanischen Zuhause angekommen – Familie Olivia und Hannington Muhumuza in Kampala. Ihr Großcousin Ivan holt uns am Busbahnhof ab – zu ihm haben wir 2011 durch die Studierendenorganisation AISEC den Kontakt nach Uganda aufgebaut. Es gibt ein großes Hallo und viel zu erzählen. Olivia Muhumuza ist auch die Gründerin der Hope and Glory Foundation. Diese Organisation bemüht sich um Berufs- und Gesundheitsbildung, insbesondere für benachteiligte und verwaiste Mädchen in und um Kampala. Unter anderem betreibt die Stiftung das Hope & Glory Vocational Training Center. In diesem Ausbildungszentrum durchlaufen jährlich 15 Mädchen und junge Frauen ein 12 monatiges Training zur Selbstständigkeit mit Unterricht im Backen, in Schmuckherstellung und Schneiderei sowie kaufmännischen Grundlagen. Von hier beziehen wir unsere Laptoptaschen – dotbag made in Uganda. Auch diesmal bringen wir neue Ideen in die Werkstatt und mit Naumes Geschick und Erfahrung entstehen daraus neue Produkte – für uns als dotbag sowie für den Verkauf vor Ort. Naume ist Schneiderin und Lehrerin am Vocational Training Center, das jetzt ein vorübergehendes Zuhause in den Räumen der Railway Primary School im Stadtteil Nsambya gefunden hat. Bis 2012 hat Olivia hier als Direktorin der Schule gearbeitet. Heute arbeitet sie für das Bildungsministerium in Zusammenarbeit mit US AID, der staatlichen Entwicklungshilfe der USA.

20. – 22.02.2014

Während die Produktentwicklung und Produktion in Kampala auf Hochtouren läuft zieht es uns nochmal auf’s Land. Mit Link Coaches fahren wir nach Fort Portal, von wo aus wir den Kibale Forest National Park besuchen werden. Doch die erste Nacht verbringen wir bei KAFRED, der Kibale Associatieon For Rural and Environmental Development, direkt neben dem Nationalpark im Ort Bidogie

Schon lange hat sich auf diesem Kontinent die Erkenntnis durchgesetzt, dass Naturschutz nur funktionieren kann, wenn die Bevölkerung vor Ort dadurch einen Mehrwert erfährt, der sie für nicht vermeidbare Beeinträchtigungen und notwendigen Verhaltensänderungen entschädigt. In dieser Region geht es zum Beispiel um den Schutz von Affen – Affen, die sich zum Teil auch gerne mal kurz vor der Ernte auf dem Acker satt futtern, sowie Affen, die wiederum auch als Gulasch ganz gut schmecken (wer hier Bäh! schreit solle kurz überlegen, wenn er/sie zuletzt Reh, Fasan oder Wildschwein gegessen hat…). Doch heute rühren die Menschen hier die Affen nicht mehr an – nicht im Nationalpark und auch nicht mehr hier in Bigodi. Denn sie profitieren von den Überschüssen, die KAFRED durch verschiedenste Angebote für Touristen erwirtschaftet. Wir machen eine Führung um ein Moor, bei der wir viele Vögel und Affen entdecken.

Unsere zweite Tour ist nun im Nationalpark: Schimpansen-Tracking! Im Wald von Kibale leben über 1000 Schimpanzen in mehreren Gruppen. Eine dieser Gruppen mit rund 120 Tieren ist habituiert, d.h. an menschlichen Besuch gewöhnt. Doch ab und zu gehen Schimpansen auf Patrouille: sie ziehen entlang der Grenzen ihres Reviers, um es zu verteidigen. Dabei verhalten sie sich sehr leise, um etwaige Eindringlinge auch auf frischer Tat zu ertappen – schlecht für fremde Schimpansen, die erwischt werden (die Kämpfe zwischen den Männern enden meist mit Kastration eines Kontrahenten), aber auch schlecht für Menschen, die just an diesem Tag die Schimpansen suchen – wie wir… Aber nach über zwei Stunden über Stock und Stein haben wir immerhin einen einzelnen Schimpansen gefunden – und sind ihm einen Kilometer durch den Busch hinterhergelaufen, bis er sich in 30 m Höhe in einem Baum zum fressen zurückgezogen hat.

23. – 24.02.2014

Unsere letzten Tage in Afrika! Die meiste Zeit verbringen wir in der Ausbildungswerkstatt, prüfen die Qualität der Produkte, diskutieren weitere neue Produkte. Unsere Taschen füllen sich, weitere Bestellungen für späteren Versand werden in Auftrag gegeben und schon gezahlt.

Doch nicht unerhebliche Zeit verbringen wir weder in der Werkstatt noch in unserem afrikanischen Zuhause, sondern auf den Wegen dazwischen: der Verkehr in Kampala ist ein einziges Desaster. Das war es bereits im Jahr 2011, doch in den vergangenen Jahren sind immer mehr Menschen in die Hauptstadt gezogen, es gibt immer mehr Autos, Minibusse und Boda-Bodas, die auch noch die letzte Lücke im Stau auffüllen können.

24. – 25.02.2014

Auch die längste Reise geht irgendwann zu Ende… Vollgepackt mit tollen Sachen und einem riesigen Schatz an Erinnerungen werden wir zum Flughafen in Entebbe gefahren. Ein letztes afrikanisches Essen, ein letztes “Club” (Bier) und ein letzter Versuch unsere verbliebenen Malawi-Kwacha in irgendeine vernünftige Währung umzutauschen – vergebens. Pünktlich hebt unser Flieger ab Richtung Dubai, wo wir in eine Maschine nach Frankfurt umsteigen – Auf Wiedersehen, Kampala, Auf Wiedersehen Uganda, Auf Wiedersehen Afrika!